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Friede sei mit euch !

Ostern befreit von Angst

Andacht zu Joh 20, 19-22

 

 

 

 

Brigitte Gensch

 

 

Liturgie der Andacht

in der Antoniterkirche am17.05.04

Terje Rønnes, Anxiety (2001)
Terje Roennes - Angst, 2001


Liebe Gemeinde!

Da hocken sie nun, die Freunde Jesus, hinter dicht verschlossenen und verriegelten Türen, Angst vor dem Draußen fügt sie zusammen – ihre Mitte ist leer. Denn ihren Lebensmittelpunkt haben sie verloren. Der Tod Jesu hat sie von ihrem Freund und Lehrer getrennt, und nun trennen sie sich ihrer­seits von allen Folgen des gemeinsamen Lebens, das sie mit ihm hatten. Sie riegeln sich ab gegen den Streit und gegen die Unruhe, die es mit sich bringt, mit dem Unruhestifter Jesus bekannt zu sein – deshalb die ver­schlossenen Türen.

 

Angst bannt sie, Angst vor Nachstellungen ihrer jüdischen Umwelt, Angst davor, so wie Jesus bestritten zu werden.

 

Unter der Angst liegt eine tiefe Trauer und die Erfahrung, verlassen worden zu sein. Da ist nichts, was aus der gemeinsamen Vergangenheit in die Zu­kunft trägt - so greifen Angst und Einsamkeit nach ihnen. Die Angst malt das Draußen übergroß und bedrohlich, weil drinnen - in der Mitte - nichts, was Halt und Widerstand gäbe, mehr existiert.

 

Kaum zu betonen ist, daß solche Menschen nicht nur gefährdet sind, das zu verraten und gegen das treulos zu sein, was gerade eben noch so viel ihnen bedeutete, sondern daß sie auch gefährlich werden können. Denn immerschon war Angst der Nährboden für Feindschaft und Haß.

 

Aber da geschieht das: Jesus kommt und tritt in ihre leere Mitte. Er geht durch die verriegelnden Türen der Angst hindurch – er, der von sich im Jo­hannes-Evan­gelium ja sagt: Ich bin die Tür – er, der Jude, geht durch ihre Judenangst hindurch und öffnet den Raum: Friede sei mit euch, Schalom sei mit euch!

 

Und als sie ihn an den Leidensmalen der Hände und der Seite als den Herrn erkennen, wandelt sich ihre Angst in Freude.

 

Hier kommt nicht nur jemand, der Frieden wünscht und grüßt, hier begeg­net der Segen des Friedens selbst. Jesus ist, was er sagt, grüßend ist er der Friede, der die Angst vor den Juden vergehen läßt. Wäre er es nicht, er könnte die leergewordene Mitte, den Ort der tiefsten Verlassenheit, nicht einnehmen.

 

Worte allein vermöchten dergleichen nämlich nicht, Worte allein vermöch­ten es nicht, Angst in wirkliche Freude zu verwandeln. Aber hier ist das Wort wahrlich Fleisch geworden, hier hat das Friedenswort Gestalt ge­nommen und den österlichen Leib angezogen, den Leib, der angst- und todfrei dem neuen Leben zugehört.

 

Bevor da in der jungen Gemeinde zu Jerusalem noch Judenangst in Ju­denhaß umschlagen kann, tritt der auferweckte Christus dazwischen und durchbricht den Teufelskreis des alten Lebens, in dem Angst und Haß im Kreise sich drehen.

 

Und er nimmt nicht nur etwas hinweg, sondern er gibt auch etwas, das Wichtigste: Jesus weht seine Freunde mit dem Geist G“ttes an und gibt ihnen so Anteil an seinem österlichen, neuen Leben.

 

Wir wissen nur zu gut, wie fragil und bedroht dies neue Leben ist. Und wir, die christlichen Gemeinden und unsere mehrheitliche Theologie dazu, wir sind dem Kreisgang von Angst und Haß eben nicht entkommen, zumeist nicht.

 

Aber: die Erzählung des Johannes erzählt uns, wie es war, damals am Abend des ersten Wochentages, also am Ostersonntag, und sie verheißt uns, wie es sein wird, wenn unsere Judenangst ganz und gar in den Frie­den mit G“ttes Volk sich verwandelt.

 

Immerhin: manch christlicher G“ttesdienst wird mit der Grußformel eröffnet, die lautet: „Der Friede des Herrn sei mit euch allen“ – da ereignet sich der Friedensgruß Christi und öffnet unser Leben für G“ttes Schalom, der - wie wir sagen – höher als all unsere Vernunft ist.

 

Amen.


 

Joh 20, 19-22

19 Als es nun an jenem Tage, dem ersten der Woche, Abend war und dort, wo die Jünger sich aufhielten, die Türen aus Angst vor den Juden ver­schlossen waren, kam Jesus und trat in die Mitte; und sagte zu ihnen:

20 Friede sei mit euch!

Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände wie auch die Seite. Da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen.

21 Jesus sprach nun wiederum zu ihnen:

Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, sende auch ich euch.

22 Und nachdem er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ih­nen: Empfanget den heiligen Geist!

 

Liturgie des G''ttesdienstes

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